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DER 7. REISPARTEITAG | G2G

„Terror & Spiel – Der 7. Reisparteitag“ war die siebte Auflage des Langzeit-Performance-Formats DER REISPARTEITAG über den der Tagesspiegel einst schrieb: "Die Angst geht um, „freie Szene“ könnte mit Dilettanten verwechselt werden. Also etwa mit der Gruppe Girl to Guerilla, die im Ballhaus Ost den „Reisparteitag“ feiert. Ein nackter Performer hat sich „Hure“ auf die Stirn geschrieben, ein sehr dicker Mann trägt Biene-Maja-Kostüm, es gibt Nazi-Uniformen, reichlich Dosenbier, man schmeißt mit Bifis und Heiner-Müller-Zitaten um sich. Der Wahnsinn. Gut, wenn jetzt Kultursenator Müller käme, um sich mal anzuschauen, was diese freie Szene eigentlich macht, die beharrlich mehr Geld fordert, und er wird von nackten Huren mit Bifis beworfen – da leidet natürlich das Image."

Die 44-Stündige Installation war Teil des Festivals „1918 I 2018 – Was ist Demokratie? – 100 Jahre Räterepublik München“ und fand vom 1.-3.März 2019 im Köşk München statt. Radikaler und länger als in den bisherigen Reisparteitagen, stellte die Performance den Versuch dar, jeden vernünftigen Rahmen konservativer Theateraufführungen zu sprengen und auf diese Weise den utopischen Geist der Münchner Räterepublik zu evozieren. Kein Stücktext, keine Rollen, keine Vorbereitung, keine Proben. Ausschließlich Material und Improvisation. Ein vom Berliner Bühnenbildner Gustav Kleinschmitt entworfenes und gemeinsam mit Girl to Guerilla umgesetztes Bühnenbild und der Zeitrahmen von 44 Stunden bildeten die einzige Eckpfeiler der Aktion. Die Bühne war zu keinem Zeitpunkt der Performance fertiggestellt und wurde mit jeder neuen performativen Handlung transformiert. Recht schnell entstanden eine Gallerie, ein Grenzposten, eine Probebühne, ein Computer-Labor, Dreck, ein Scheißhaus, ein Keller ein ritueller Kreis, ein Altar. Auch die Zeit löste sich auf, da sich langwierige Passagen ohne Publikum, mit One-on One- Begegnungen und Paraden mit bis zu fünfzig Personen abwechselten. Währenddessen wurden Publikum und Nachbarn zu Performern und die Performance selbst über die Grenzen der Galerie in die Nachbarschaft hinein entgrenzt.

Die Aushandlung der Rahmen und der Dramaturgie des Materials sind essentieller Teil des Formats DER REISPARTEITAG und somit vermischen sich permanent Inhalt und Form in der performativen Arena des Diskurs. Frühere Episoden des Reisparteitags fanden unter anderem im Funkhaus Grünau, als Teil des 100° Festivals im Ballhaus Ost und im Institut für Theaterwissenschaft an der FU Berlin statt.

WEITERFÜHRENDE LINKS:

www.girltoguerilla.de

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