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FRUTTA FRESCA | Marco Merenda

„Dice che sono pazzesca, sarà il fascino della tedesca. Vuole uno spicchio della mia pesca, mmmh frutta fresca“. (M¥SS KETA, Pazzesca)

Das Performanceprojekt FRUTTA FRESCA zeigt einen offenen Dekonstruktionsprozess. Zwei in Deutschland als südländisch gelesene Performerinnen eignen sich durch Choreographie, Physikalisches Theater und Sprache sämtliche auf Italienerinnen bezogene kulturelle Stereotype an und treten als „hyper-italienische“ Drag-Gestalten auf die Bühne. Auf der Suche nach ihrem authentischen Sein – ihre Identität jenseits externer, kulturell bedingter Zuschreibungen – schaffen sie im Laufe der Performance Teil für Teil ihre Verkleidung ab. Anhand persönlicher Erfahrungen sowie theoretischer Diskurse versucht FRUTTA FRESCA die schmale Grenze zwischen Wertschätzung, Exotisierung und Identitätszuschreibung performativ herauszustellen.

In der Tradition großer Almannscher Entdecker, quasi in direkter Linie von Goethe zu Carsten „Erobique“ Meyer, hatte ich das Vergnügen mich tief ins Meer italienischer Musik zu stürzen. Verdi, Mascagni und Rossini, intoniert von Caruso und Pavarotti haben, haben ebenso wie Renato Carosone, Gianna Nannini, La Rappressentante di Lista
und M¥SS KETA, ihren Weg in den Soundtrack gefunden. Kontinuierlich konfrontierte ich mich, als "Kartoffel auf Reisen durch die italienische Musikgeschichte", mit der Frage, wann Sampeln und re-arrangieren zur kulturellen Aneignung wird? Wem gehört eine italienische Oper, mit der ich als Jugendlicher in einem klassischen Orchester aufgewachsen bin. Was ist mit Gianna Nannini, die mein Vater im Auto rauf und runter hörte? Können Songs Eigentum von irgendjemandem sein und wann wird die Romantisierung von etwas zu Gringe?

Musik stirbt, wenn sie nicht wandert, sich ausbreitet und verändert. Doch sie stirbt auch, wenn wir vergessen, wo ihre Wurzeln sind. Was die Geschichten der Menschen sind, die die Lieder gesungen oder sie produziert haben; Von welchen Gefühlen sie singen, welchen Kämpfen sie berichten und gegen was sie sich wehren. Mein Versuch für Frutta Fresca war es, einen Zugang zur Musik Italiens zu finden, der nicht verbirgt, dass ich nicht aus Italien komme; Der respektvoll mit der Kultur des Landes und seinen Menschen umgeht; Der es sich zum Ziel macht Konstrukte wie Nationalstaat und Binäre Geschlechter nicht zu reproduzieren sondern zu zerlegen und in Glitches zu verwandeln. Ich habe versucht zuzuhören: Marco, meinem Partner, Karin und Margherita, den Sängerinnen und Komponistinnen der Songs die ich gesampled habe, den Vögeln der Emilia Romagna, als ich Field Recordings machte und dem Alten Haus in Aione, dessen Türen und Treppen ihren Weg in mehrere der Tracks gefunden haben.

BY & WITH:
Marco Merenda [Concept, Performance, Artistic direction];
Karin Rossi [Performance, Co-Creation];
Christopher Ramm [Sound, Performance];
Margherita Scalise [Dramaturgy];
Giulia Limone [Make-Up];
Leander Steve Oelmann [Costume];
Pauline Schönfelder, Marco Fragnelli [Outside Eyes].

Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg. Unterstützt durch: Hamburger Sprechwerk, Probebühne im Gängeviertel, Studiohaus Osten, Unterstützungsfonds der WIESE eG.

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